Am ersten Tag des Alumnitreffens und der Studienreise 2021 trafen wir Marleen Gasche vor der „Friche - La belle de mai“ in Marseille. Dort starteten wir zu einer Tour durch die cité fonscolombes (siehe Artikel von Karl De Resseguier).
Den deutsch-französischen Doppelmaster „Kulturvermittlung“ schloss Marleen Gasche 2014 in Marseille ab. Nachdem sie während ihrem Studium ein Praktikum in der Association Sextant&+ gemacht hatte, blieb sie dort als sogenannte „Bénévole“- einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin - während ihrer Masterarbeit erhalten. (Sextant&+ fusionierte später mit Art-o-rama, einer Kunstmesse in Marseille und heißt heute FRᴁME.) Die geplante Reise nach Madagaskar sagte Marleen Gasche kurzerhand ab, als sie ein Übernahmeangebot bekam und zuständig für Künstlerresidenzen in den Quartiers Ateliers de la cité in Marseille wurde.
Was ich an meinem Job ganz cool fand, war, dass ich nicht nur im Büro saß, sondern raus konnte, ins Terrain.
Ebenfalls seit 2014 arbeitet Marleen Gasche außerdem einmal die Woche in Marseille im Bricard, einer sozialen Wohnbausiedlung und sogenannten cité. Um während der Arbeit akzeptiert zu werden, sollte man schon vorher Leute kennen, die dort arbeiten. Marleen Gasche begleitet und vermittelt dort Künstlerresidenzen. Sie erklärte uns, ein wichtiger Teil der Arbeit sei es dort, ein Netz aufzubauen mit dem, was schon vor Ort ist. Das bedeutet, die Bereitschaft zu haben, erst einmal zu beobachten, statt mit vorgefertigten Vorstellungen aufzutauchen. Kontakt herzustellen mit den Initiativen, die es schon gibt, sich an den jeweiligen Kontext anzupassen und immer wieder zu fragen : Welche Angebote könnten Sinn machen, für die Leute die dort leben ? So entstand u.a. eine Kooperation mit dem Verein „Femme et solidarité“.
Im Jahr 2017 wechselte Marleen Gasche den Aufgabenbereich und realisierte Kunstprojekte mit Künstler:innen an Schulen in der Region. Während der Tour blieben wir immer wieder stehen und warteten, während Marleen Gasche einen Plausch mit verschiedensten Bewohner:innen aus den Vierteln machte. Mal am Fenster und über kaputte Wasseranschlüsse, mal auf der Straße über die neuesten Geschehnisse. Auf die Frage, wie oft sie noch nach Deutschland komme, antwortete Marleen Gasche : „Zweimal pro Jahr. Einmal im Sommer und einmal an Weihnachten.“
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